Wer mehr als den Everest Base Camp Trek machen möchte, aber weder Zeit noch Energie für den 3 Passes Trek hat, kann nach Besuch des Base Camps über den Cho La Pass nach Gokyo wandern und von dort nach Namche Bazar wieder absteigen. Dieser 1 Pass Trek ist anspruchsvoll und mit einer Gletscherquerung verbunden und sollte nur von erfahrenen Wanderern alleine gemacht werden. Der 1 Pass Trek führt von Lobuche nach Dzonghla und von dort über den Cho La Pass nach Dragnak und dann Gokyo mit seinen unglaublich türkisenen Bergsen. Nach Besteigung des Goyko Ri kann in 1-2 Tagen wieder nach Namche Bazar abgestiegen werden.
Der Gokyo Ri war mein absolutes Highlight des gesamten Treks und sollte nicht verpasst werden! Wer wenige Tage mehr Zeit hat und erfahren ist oder einen Guide mithat, sollte bei gutem Wetter unbedingt den 1 Pass Trek machen. Die türkisenen Gokyo Seen sind traumhaft schön und der Abstieg nach Namche über einen anderes Tal interessanter als der gleiche Weg zurück vom Everest Base Camp.
Was dich auf dem 1 Pass Trek erwartet erfährst du hier in unserem Erfahrungsbericht, inklusive vieler Fotos.
Inhaltsverzeichnis
Tag 11: Von Dzonghla über den Cho La Pass nach Dragnak
Es war so kalt im Zimmer heute Nacht, dass sogar im Zimmer das Wasser in meiner Flasche eingefroren ist. Die Sonne lässt die Berge erglühen, ein neuer strahlender Tag kündigt sich an.
Peggy hat gestern die Diamox Tabletten, die wir vom Ägypter bekommen haben ausgetestet, aber auch wenn ihre Kopfschmerzen etwas besser sind, ist ihr immer noch Übel. Daher gibt es jetzt nur eine richtige Entscheidung, absteigen. Es geht ihr gut genug um alleine zu abzusteigen, wir sollen den Pass angehen. Und so trennen wir uns ein weiteres Mal. Peggy legt an diesem Tag eine wahnsinnige Strecke zurück und steigt bis auf 3300m ab, wo es ihr dann zum Glück auch besser geht.
Chris und ich stärken uns mit Frühstück, füllen alle Flaschen auf und lassen uns noch Mittagessen in unsere Lunchbox packen. Es ist der erste Tag, an dem wir mittags nicht einkehren können und es wird der längste Wandertag dieser Reise. Ich bin mir nicht sicher, wie schwierig der Weg ist und ob Chris es als Wanderanfänger überhaupt schaffen kann. Aber er möchte es probieren – umkehren können wir ja immer noch.
Also geht es los, wir laufen an einem Hang entlang und kommen zu einem wunderschönen Hochtal mit gefrorenem Fluss.
Ich bin überglücklich, die Welt ist ein Wunder und ich bin mittendrin!
Am letzten Fluss trinken wir nochmal ordentlich und füllen dann die Flaschen auf. Mit unserem UV Filter können wir zum Glück überall und sehr schnell Trinkwasser bekommen. Dann wird es immer steiler, ich lege immer wieder Pausen ein, um auf Chris zu warten. Ein wenig Gewicht habe ich ihm schon abgenommen, aber es wird ein sehr harter Tag für ihn werden. Dann noch ein wenig kraxeln und wir sind am ersten Pass angekommen.
Es geht uns gut und wir machen hier eine erste längere Pause mit einem wahnsinnigen Blick auf die Ama Dablam.
Dann aber weiter, es wird eine schwierigere Strecke über Geröll und Felsblöcke bis zum Gletscher, den wir queren müssen. Wir haben zwar Grödel mitgenommen, aber ich kann auch ohne Probleme auf meinen Wanderstiefeln darüber laufen. Für Chris war es letztendlich zu unangenehm ohne Grödel, aber er möchte auf dem Gletscher auch nicht anhalten, alles ist ihm etwas unheimlich. Der Gletscher wird hier jeden Tag begangen und ist ohne Neuschnee relativ gut machbar. Wir sehen noch andere Menschen absteigen und sehen daher recht gut, wo wir laufen sollen. Mir macht die Gletscher Querung unheimlichen Spaß, es ist wunderschön, Schnee und Eis knirschen unter meinen Füßen und ich fühle mich noch fit. Dadurch, dass Chris so langsam ist, schaffe ich es auch mir Zeit zu lassen und noch langsamer zu gehen als normalerweise, wodurch ich auch keine Atemprobleme habe und den Aufstieg tatsächlich genießen kann.
Zum Schluss muss man ein kurzes Stück kraxeln bis zum Cho La Pass. Hier oben sind wir nur zu viert, ein Nepalese, ein Russe und wir beide. Was für ein Traumblick auf beiden Seiten, ich bin überglücklich.
Und dann kniet Chris auf einmal nieder und fragt mich, ob ich seine Frau werden möchte. Mehr als auf alles in der Welt! Ja! Mein Verlobungsring ist ein Stück von seinem Schnürsenkel, ich könnte mir keinen besseren vorstellen (Spoiler – zu Hause wartete noch ein richtiger Ring auf mich!). Was für ein Ort für eine Verlobung. Wir sind überglücklich aber können uns nicht all zulange ausruhen und freuen, denn es liegt noch ein langer Abstieg vor uns.
Der Abstieg ist anfangs sehr steil und für Chris daher sehr schwer und nur langsam machbar. Dann wird es einfacher aber ich sehe schon, dass der Weg in der Ferne noch ein weiteres Mal ansteigt.
Der letzte Anstieg hat es in sich, wir sind inzwischen ko und müde. Auch wenn ich bergauf eher langsam bin, bergab kann ich sehr schnell laufen. Das habe ich durch jahrelange Übung erlernt und Chris kann noch nicht so schnell mithalten. Daher zieht sich der Abstieg unheimlich lange hin und es ist schwierig für Chris. Als der Weg eindeutig und einfach wird laufe ich vor, um schon einmal ein Zimmer in Dragnak zu suchen. Dann gehe ich zurück und laufe mit Chris zusammen in der Dämmerung den letzten Abschnitt zum Cho La Resort. Die Zimmer sind etwas besser als sonst, sogar mit Teppich und vor allem der Aufenthaltsraum ist wunderbar warm, so dass wir uns gut erholen.
Tag 12: Von Dragnak nach Gokyo, auf den Gokyo Ri und Abstieg nach Machermo
Wir sind müde aber wie jeden Tag geht es auch heute weiter. Wieder einmal bei Kaiserwetter wandern wir zunächst nach Gokyo. Anfangs ist der Weg sehr leicht, dann müssen wir erneut über einen Gletscher. Hier ist dieser komplett von Geröll überdeckt, aber es ist ein mühsames Auf und Ab, es gilt alle Gletscherhügel einzeln zu erklimmen, wieder abzusteigen und noch einmal hoch. Es kostet sehr viel Kraft und Chris hat nicht mehr genug davon. Es ist aber dennoch wunderschön und vor allem sehr besonders, eine einzigartige Landschaft in der ich so noch nie unterwegs war.
Und dann kommt der Gokyo See in Sichtweite und ist noch schöner als ich ihn mir erträumt habe. Die Gokyo Seen und Goyko Ri waren mein absolutes Topziel für diesen Urlaub seitdem ich das erste Mal Bilder davon gesehen habe. Und es übertrifft alle meine Erwartungen! Was für eine Farbe, was für eine Lage!
In der Namaste Lodge machen wir Pause und essen zu Mittag obwohl es noch recht früh ist. Wir beschließen mal wieder uns zu trennen. Wir haben nicht genug Zeit um eine Nacht hier zu bleiben – leider. Ich möchte aber unbedingt noch auf den Gokyo Ri, Chris würde es aber nicht schaffen. Daher ruht er sich noch ein wenig hier aus und macht sich dann schon mal an den Abstieg. Ich lasse in Absprache mit der Lodge meinen Rucksack stehen und mache mich mit leichtem Gepäck auf den Weg.
Ich bin der Meinung, dass ich es recht schnell schaffen kann, schließlich ist der Berg „nur“ 5360m hoch und inwischen war ich schon zweimal höher. Aber Pustekuchen, die letzten Tage haben auch an mir gezehrt und ich bin am Ende meiner Kräfte. Daher wird der Aufstieg mal wieder eine Qual, es nimmt einfach kein Ende, keine Kraft mehr, keine Luft mehr, keine Energie mehr.
Zwei Stunden brauche ich zum Gipfel letztendlich – wo ich tatsächlich erst einmal weinen muss. Ich weine vor Glück hier zu sein, ich weine aber auch, weil ich alleine hier bin obwohl wir zu dritt gestartet sind. Ich weine, weil es der schönste Ort auf der Welt ist und ich ihn nicht mit meinen Freunden teilen kann. Ein Guide spürt wohl, wie es mir geht und fragt, ob ich Wasser oder etwas zu essen brauche, er bietet mir seine Hilfe an und ist erstaunt, wie viel Strecke ich in den letzten Tagen zurückgelegt habe.
Nach dieser emotionalen Unterstützung erkunde ich den Gipfel. Von der Geschäftigkeit des Kala Patthars ist hier nichts zu spüren und der Gipfel ist auch nicht so spitz, sondern recht langgezogen, so dass sich alles verteilt und man intensiv den Blick in alle Richtungen genießen kann und umherziehen kann.
Aber leider hab ich wieder nicht so lange Zeit, wie ich gerne möchte. Ich muss wieder runter und dann weiter, Chris einholen. Ich renne diesmal förmlich runter und brauche nur 30 Minuten für den Abstieg. In der Namaste Lodge gibt es eine kurze Pause und ein stärkendes Banana Bread, dann laufe ich Chris hinterher.
Nebel zieht auf und es herrscht eine ganz mystische Stimmung. Es geht am zweiten und dann am ersten Gokyo See vorbei und ich merke, dass ich wirklich erschöpft bin. Jeder kleine Gegenanstieg ist die Hölle für mich und ich bete innerlich, dass Chris nicht so weit gelaufen ist wie wir ausgemacht hatten, sondern schon früher Stop gemacht hat.
Dann stehe ich oberhalb von Machermo, es ist schon spät und ich schalte mein Handy an, in der Hoffnung, dass Chris mir geschrieben hat. WLAN Empfang gibt es ja an fast jeder Hütte und ich habe Glück, es kommt eine Nachricht rein, dass er hier in Machermo ist, aber auf der anderen Seite des Flusses. Also runter bis zur Brücke und rüber, wo zum Glück Chris schon auf mich wartet. Jetzt müssen wir nämlich noch einmal ein wenig hoch bis zur Lodge – es ist wirklich nicht weit aber ich bin so ko, dass ich es kaum noch schaffe und Chris meinen Rucksack trägt. Dann wird ausgeruht, gegessen, sich über einen frischen Apfel gefreut als Nachtisch und schließlich tief und fest geschlafen.
Tag 13: Machermo bis Namche Bazar
Obwohl wir in Machermo nur noch auf 4400m sind, war diese Lodge wohl schlechter isoliert und so verbringen wir eine sehr kalte Nacht. Auch morgens sind es im Aufenthaltsraum gerade mal 0°C zum Frühstück. Selbst Chris will heute früh los, wir freuen uns auf Namche Bazar, ein schönes Hotel zum Duschen und Entspannen.
Der Weg führt durch immer noch karge Landschaften und läuft dann auf einem Pfad am Berghang entlang. Wir sehen rüber nach Phortse und kleinere Dörfer während der Weg eher leicht immer gerade und ein wenig abwärts führt.
Bis zu unserem letzten Anstieg. 200 oder 300 Höhenmeter müssen jetzt noch einmal überwunden werden, ich laufe bald voraus und sichere uns oben schon mal einen Platz im Restaurant zum Mittagessen. Es dauert gefühlt ewig, bis wir unser Essen bekommen, dafür ist der Weg danach umso leichter und führt uns dann zurück auf den „Highway“ des Everest Base Camp Treks und dann nach Namche Bazar rein.
Dort treffen wir auf Peggy, die sich bereits in der Panorama Lodge einquartiert hat. Für Nepal sind die Zimmer hier eher teuer, aber für deutsche Verhältnisse immer noch sehr günstig. Dafür ist im Preis auch diesmal das warme Wasser, die Bettheizung, der Strom und das WLAN inklusive. Da wir alles ausgiebig nutzen, lohnt sich der Preis, auch allein für die wunderbare Gastfreundschaft, die wir noch erfahren dürfen.
Wir ziehen noch einmal los und nutzen mal wieder die touristische Infrastruktur von Namche Bazar bei einem Everest Bier in einem Pub. Zum Abendessen sind wir wieder in der Lodge und lassen es uns bei Dhal Bhat noch einmal gut gehen. Wir fühlen uns hier in der familiären Lodge sehr wohl. Chris hatte gestern Geburtstag und so wird er noch überrascht mit einem Kuchen, Kerzen, einem kleinen Geschenk und traditionellem Tuch. Was für ein schöner Ausklang!
Tag 14: Namche Bazar bis Lukla
Ich mag keine letzten Tage. Auf allen längeren Wanderungen erging es mir so, dass ich am letzten Tag irgendwie ungeduldig war und nur noch ankommen wollte. In diesem Fall wussten wir ja auch noch, was uns erwartet, da wir fast den gleichen Weg ja wieder zurücklaufen mussten. Und so ging es die unzähligen Stufen bei Namche Bazar abwärts, wieder hinab durch das steile Waldstück, über die hohe Hängebrücke und dann am Fluss entlang, immer wieder von einer Seite zur anderen.
Eine Mittagspause in einem wunderschön gebauten Haus und dann in den Wolken den letzten Abschnitt noch einmal hoch bis nach Lukla. Ein Abschiedsfoto an der Stupa und dann durch den merkwürdigen Ort. Lukla besteht aus einer sehr langen Hauptstraße, an der erst die Häuser der Einheimischen stehen und dann Restaurants, Bäckereien, Lodges, am Ende der winzige Flughafen und drumherum noch mehr Lodges. Lukla ist voll und so bekommen wir erstmal nur absagen, bis wir endlich ein Dreierzimmer ergattern können. Dann wird nochmal Kaffee getrunken, später noch ein Bier und dann Abendessen in der Lodge. Wir sind sehr gespannt, ob wir morgen nach Kathmandu fliegen können und das Wetter diesmal mitspielt!
Tag 15: Lukla und Kathmandu
Ich wache sehr früh auf und schaue immer wieder hinaus, was sagt das Wetter. Als es dämmert merke ich: es wird ein guter Tag! Die Sonne geht auf, es ist keine Wolke zu sehen! Also erstmal raus und die ersten Abflüge bewundern bevor wir frühstücken.
Dann sind wir frühzeitig am Check-In Schalter und das bekannte Warten geht los. Unsere Airline hat zwei Maschinen und wir können immer nur hoffen, dass diese zurück kommen und weiter wieder abfliegen können. Verspätung wird bereits angekündigt und ich habe immer noch Angst, es könnte irgendwas nicht klappen. Dann bekommen wir ein Ticket aber sitzen dann doch wieder nur rum und warten. Bis es endlich losgeht und dann ist ordentlich Tempo angesagt. Zack, zack, wir sollen schnell zum Flugzeug marschieren, in dem gerade mal 12 oder 15 Personen Platz haben. Man sieht direkt bis zu den Piloten durch und dann rollen wir auch schon zur Startposition. Die Propeller drehen immer schneller und wir starten durch und sind schon in der Luft. Wow, ein mega Blick! Wir bekommen von einer Flugbegleiterin Bonbons und Watte für die Ohren. Es ist sehr laut aber noch fühle ich mich wohl.
Je näher wir Kathmandu kommen desto turbulenter wird es und mir ist einfach nur noch schlecht als wir endlich landen – ich kann den letzten Teil des Fluges nicht mehr genießen.
Und dann sind wir bereits in Kathmandu, das große Himalaya Abenteuer ist vorbei und ich vermisse jetzt schon die Berge. Wir checken in unser Hotel ein, wo ich nochmal schlafen möchte, nur um von Bettwanzen geweckt zu werden. Wir ziehen in ein anderes Zimmer und werden ab dann zum Glück von den Wanzen verschont. Dann eine warme Dusche und vor allem saubere Kleidung, die wir hier gelagert hatten! Wir laufen durch Kathmandu, genießen frisches Obst, leckeres Essen, eine Massage und lassen den Abend in einem Restaurant bei Musik ausklingen.
Tag 16: Abschied von Nepal
Am letzten Tag wollen wir Kathmandu erkunden und noch ein paar Andenken kaufen. Viele Geschäfte sind immer noch wegen eines Festivals geschlossen, aber im touristischen Thamel findet man noch einiges. Für Chris gibt es eine fachkundige Rasur für circa 4€ bevor wir uns auf zum Durbar Square machen. Zufälligerweise treffen wir unsere Reisebekanntschaften vom Anfang wieder und so lassen wir gemeinsam unser Abenteuer ausklingen, beim Essen und in einer tollen Bar.
Nepal mein Traumland – ich werde irgendwann wiederkommen!
Hast du den ersten und zweiten Erfahrungsbericht verpasst? Hier lernst du wie du von Kathmandu nach Namche Bazar kommst und hier wie du auf dem Everest Base Camp Trek zum Kala Patthar wanderst.
Auf Pinterest merken
Hast du noch Fragen zum Trekking im Everest Gebiet? Schreib sie mir gerne als Kommentar!