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Winter Wonderland auf dem Höhenweg am Schneeberg
Wie könnte er zu dieser Jahreszeit treffender heißen – der Schneeberg im Fichtelgebirge in Oberfranken. Das Fichtelgebirge habe ich spontan zum Ziel einer Dezemberwanderung auserkoren, der Höhenweg mit dem Abschnitt Weißenstadt bis Wunsiedel mit ca. 26km schien auch perfekt für die derzeitigen kurzen Tage bei frühem Start. Eigentlich. Aber das Winter Wonderland hatte eine andere Meinung und ich konnte darüber letztendlich nur glücklich sein!
Die ganze Nacht schneit es, als ich morgens früh um 7h frühstücke scheint es aber langsam aufzuklaren. Los geht’s direkt im Zentrum von Weißenstadt, gut ausgeschildert zum See und dann am See entlang und langsam auswärts. An den Felsenkellern vorbei geht es Richtung Wald, die letzte Morgenröte taucht den wolkigen Himmel in leichte Rosafarben. Der Forstweg ist schneebedeckt aber einfach zu gehen. Die Bäume sind nicht mit Puderzucker überzogen – nein sie wurden komplett in Puderzucker getaucht und nochmal nachgestreut. Ich bin froh über meine Gamaschen, wenn ich mal etwas tiefer einsinke. Zum Glück haben die Wegweiser oft kleine Dächer, so kann ich sie noch lesen und dem Höhenweg Richtung Rudolfstein, meinem erstem Ziel heute ist leicht zu folgen.
Ich kann mich kaum satt sehen an dieser traumhaften Landschaft. Es ist einsam und still, ich bin die erste, die hier heute ihre Spuren im leise knirschenden Schnee hinterlässt. Der Höhenweg geht vom Forstweg ab, wird schmaler und weniger deutlich und auf einmal sehe ich kein weißes H auf rotem Grund mehr an den Bäumen. Der Weg lässt sich nicht mehr auffinden aber mein GPS auf dem Handy weist mir den Weg und zum Glück bin ich bald wieder auf einem breiteren Forstweg – das Stapfen durch den Tiefschnee war anstrengend aber wie ich bald feststelle nur ein kleiner Vorgeschmack!
Bald kommt die nächste Abzweigung auf einen sehr schmalen Pfad – aber diesmal eindeutig zu folgen da er mitten durch eine Allee von Fichteln geht. Etwas ungläubig schaue ich zwischendurch doch mal auf mein Handy als der Weg sehr schmal wird, aber es stimmt, ich bin genau auf dem Weg. Schöner geht es nicht, ein unversehrt weißer Pfad mit schneebedeckten Bäumen und ich darf hier als erste entlangwandern. Anstrengender geht es aber auch nicht, der Schnee ist mittlerweile Kniehoch und ich spure ganz alleine.
Highlight des Höhenweges: AmRudolfstein
Aber da kommen schon die ersten Felsen in Sicht und ich breche mir den Weg durch die letzten Bäume und komme als Schneemann endlich beim Rudolfstein raus. Und staune erstmal, so viel schöner als auf den Bildern ist es hier. Die Sonne scheint auch endlich und schnell muss ich rauf auf die Aussichtsplattform, zumindest so schnell es die vereisten, schneebedeckten Stufen zulassen. Der Blick ist einfach grandios, das Timing habe ich perfekt mit der Sonne abgestimmt, blauer Himmel mit noch ein paar Wolken und unter mir der riesige schneebedeckte Wald! Weißenstadt und der See sind deutlich zu sehen, meine Fotosession dauert hier etwas länger. Als ich wieder erfroren bin und wieder runterklettere kommen mir zwei Jungs entgegen. Auch ohne Schneeschuhe, keine Gamaschen, zum Glück bin ich hier nicht die einzig verrückte! Für die 4,3km bis hierher habe ich knapp 2h gebraucht, mehr als doppelt so lange wie mein normales Tempo.
Tiefschneewanderung zum Schneeberg
Weiter geht’s Richtung Schneeberg, aber zunächst gilt es die Schilder vom Schnee zu befreien um herauszufinden wo lang ich eigentlich muss. Ich komme noch an ein paar weiteren tollen Felsen vorbei und stapfe tapfer weiter durch den Schnee. Kurz kommt die Sonne nochmal so richtig raus und taucht die Bäume in warmes Licht, ein Traum den ich genießen muss!
Zum Glück, denn danach zieht es immer mehr zu, je höher ich wandere desto nebliger wird es. In Weißenstadt auf 640hm gestartet liegt mein Ziel der Schneeberg auf 1051hm. An einer größeren Wegkreuzung zeigt der Wegweiser für den Höhenweg dann genau auf den schmalsten Pfad, noch unbetreten und relativ steil bergauf! Ich lasse mich nicht entmutigen und laufe los, muss jetzt aber alle paar hundert Meter stehen bleiben um zu verschnaufen und mich auszuruhen. So unglaublich anstrengend und kraftraubend ist das Wandern im Tiefschnee, dass ich langsam Mühe habe die Wanderung zu genießen. Es ist inzwischen auch sehr neblig und ich bin erschöpft als ich auf einmal Stimmen hinter mir höre. Es sind die beiden Jungs vom Rudolfstein die langsam aufholen. Yippie, ich lasse sie vor und kann nun etwas entspannter in ihren Spuren weiterwandern. Und dann bin ich auf einmal schon an einer Straße, die geräumt ist und nur noch leicht mit Schnee bedeckt und so wandere ich leichtfüßig zum Gipfel des Schneebergs.
Viel ist nicht zu sehen, alles ist in weißen Nebel getaucht. Trotzdem muss ich auf die kleine vereiste Aussichtsplattform hinauf, dem Nebel noch näher sein oder so 😉 Ich hab Hunger und esse frierend ein Brötchen im Stehen. Es ist 12h und ich habe für grade mal 7,3km vier Stunden gebraucht (inklusive Fotostopps)!
Vom Schneeberg über Haberstein und Nußhardt zum Seehaus
Das ich nicht mehr bis nach Wunsiedel komme über den Höhenweg ist mir klar, aber ich fühle mich auch nicht in der Lage weiter durch den Tiefschnee zu einem anderen Ziel zu stapfen, von hier oben scheint alles weit weg. Zum Glück kommen gerade zwei andere Wanderer hoch und bedanken sich fürs Spuren. Ich frage sie nach guten Möglichkeiten um hier wieder runter zu kommen und sie bieten mir an, dass ich mit ihnen wandern kann. Super! Also geht’s jetzt zu dritt weiter, leider ist es für eine richtige Pause zu kalt und hinsetzen kann man sich hier auch nicht. Unser Plan ist es noch zum Haberstein und Nußhardt zu wandern und dann zum Seehaus, einer Berghütte. Dort werde ich dann absteigen und die beiden zurück nach Weißenstadt wandern. Auf einmal sind wir auch nicht mehr alleine unterwegs, immer wieder kommen uns Schneeschuhwanderer und Langläufer entgegen – die waren wohl etwas besser auf die Schneemengen vorbereitet als wir! Zwischendrin gehen wir immer wieder durch richtig tiefen Schnee – zum Glück geht jetzt einer der anderen vor, ich hab’s nochmal probiert aber meine Kraft reicht dafür nicht mehr so richtig. Durch das Quatschen kommt mir aber alles nicht mehr so anstrengend vor und ich genieße die Landschaft wieder soweit es geht – leider bleibt der Blick meist konstant auf den Weg vor mir gerichtet um in die Fußlöcher vor mir zu treten und nicht im Tiefschnee stecken zu bleiben. Der Haberstein ist nicht so beeindruckend da die Aussicht fehlt, es ist wieder nur alles weiß, aber der Nußhardt mit seiner Aussichtsplattform noch sehr schön.
Dann kommen wir endlich auf einen ziemlich gut gespurten Weg der uns bis zum Seehaus führt! Gegen 15h sind wir endlich im Warmen und sitzen im gemütlichen Restaurant. Ich könnte jetzt einschlafen, mein Körper fährt langsam runter und ich merke erst jetzt so richtig, dass mir alles wehtut. Es ist schon zu spät geworden für die beiden um im Tageslicht noch zurückzulaufen, also steigen wir zusammen gegen 16h ab, es ist nur noch ein leichter Kilometer bergab bis zum Parkplatz.
Nach der Ruhephase tut mir aber alles weh, mein Knie schmerzt, daher bin ich froh, als wir am Parkplatz sind und mein Freund uns in Empfang nimmt. Nach einem Abstecher über Weißenstadt um die beiden abzusetzen geht es dann für uns noch zurück nach Berlin. Ich bin sehr dankbar über die Begleitung heute – die Wanderung hat sich ganz anders entwickelt als gedacht, aber so ein unglaublich traumhaftes Winter Wonderland habe ich vorher noch nie gesehen! Das nächste Mal dann aber mit Schneeschuhen.
Wart ihr schon mal Winterwandern? Was sind eure liebsten Routen?
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