Einmal ans Ende der Welt bitte! Die kleine Insel Isla Navarino am südlichsten Ende Chiles ist noch ein wirkliches Kleinod mit einer unglaublich schönen Landschaft und der winzigen aber bunten Stadt Puerto Williams. Der Dientes Circuit führt hier in wenigen Tagen durch das wunderschön bizarre Dientes de Navarino Gebirge mit seinen schroffen Felsen, Lenga-Südbuchen, Sumpflandschaften, klaren Bächen, blauen Lagunen und unzähligen Bibern. Die Berge erreichen zwar gerade mal 1180m Höhe, aber durch die niedrige Baumgrenze und schroffen Felsen fühlt es sich manchmal wie in den Dolomiten an.
Der Dientes Trek ist noch ein kleines Abenteuer, abgeschieden und einsam kann man hier abseits des Weges zelten. Der Dientes Circuit sollte unbedingt mit einem Abstecher zum Lago Windhond verbunden werden, südlicher geht es nicht mehr und das Refugio Charles am Ende der Welt ist absolut einzigartig!
Inhaltsverzeichnis
Tag 1. Circuito Dientes: Ushuaia – Puerto Williams – Laguna del Salto
Geduldig warte ich am Hafen von Ushuaia in Argentinien auf meine Fährverbindung nach Chile. Um 11h geht es los ins Abenteuer, auf einem kleinen Boot (aha, das ist hier also eine Fähre!) über das unendlich blaue Wasser des Beagle Kanals bei purem Sonnenschein. Schon 30 Minuten später erreichen wir die Isla Navarino und somit Chile. Ein winziger Hafen und ein Gebäude mitten im Nichts, wo die Inspektion unseres Gepäcks (Essen!) stattfindet. Chile ist sehr strikt was die Einfuhr von Essen betrifft und so habe ich sorgfältig darauf geachtet, nur getrocknete Trekkingverpflegung mitzunehmen. Danach geht es mit einem kleinen Bus weiter nach Puerto Williams zur Polizei zur offiziellen Einreise.
Dann geht es los, ich brauche zunächst chilenische Pesos und checke dann den winzigen „Supermarkt“ um meine Trekkingnahrung zu vervollständigen. In dem winzigen Laden gibt es so gut wie nichts, kaum etwas Frisches, unglaublich wie sich die Leute hier versorgen! Letztendlich kaufe ich etwas Parmesankäse, Brot und einen Apfel zum Mittagessen. Dann hält mich nichts mehr, ich möchte endlich laufen und die Insel entdecken! Also geht es los auf der Straße runter, vorbei an einer kitschigen Marienstatue an der Plaza de la Virgen zum Startpunkt des Dientes Circuit. Ich bin erstaunt über das sehr moderne Schild mit einer Übersicht über den kompletten Trail und das schicke Toilettenhäuschen. Und ich wusste gar nicht, wie kurz der Trail eigentlich ist, bisher hatte ich immer nur Informationen zu 5-7 Tagen Wanderung erhalten, aber 31km kann man sicherlich viel schneller schaffen. Wenn man möchte und nicht wie ich ohnehin 7 Tage Zeit hat – und so den ein oder anderen Abstecher machen kann.
Zunächst geht es durch einen wunderschönen Buchenwald, der sich schon in seinen schönsten Herbstfarben zeigt. Nach dem ersten leichten Stück geht es eine ganze Weile bergauf und wird ziemlich steil! Bald bin ich komplett durchnässt vom Schwitzen. Verlaufen habe ich mich wahrscheinlich auch aber egal, dort oben sehe ich den Weg und so gehe ich einfach noch steiler bergan. Endlich erreiche ich den Gipfel des Hügels knapp oberhalb der Baumgrenze auf nur 550m Höhe. Die Aussicht ist erstaunlich, Puerto Williams, der Beagle-Kanal und die Dientes Bergkette.
Von dort folge ich der Kammlinie, immer ein paar Höhenmeter unterhalb. Der Weg ist nicht einfach, aber machbar und die Aussicht wird immer atemberaubender, je näher ich den Seen komme. Die herbstlichen Lenga-Südbuchen machen alles noch schöner, den patagonischen Herbst (in Deutschlands Frühling) kann ich nur allen empfehlen!
Der Weg zum nächsten Campingplatz ist nach meinem Reiseführer nur 4h30 von der Stadt entfernt. Da ich erst um 14h gestartet bin und es bereits früh dunkel wird beeile ich mich. Der Himmel zieht zu als ich die Laguna del Salto erspähe und nach einem sehr steilen Abstieg durch Geröll erreiche. Toll hier, denke ich als erstes, ein perfekter Campingplatz, geschützt in einem Bergkessel. Bevor ich erkenne, dass das gesamte Gelände eigentlich nur Sumpf ist. Der gesamte Boden ist komplett feucht und quietscht mit jedem Schritt. Nach 30 Minuten, habe ich dann doch noch einen geeigneten Platz gefunden. In der Zwischenzeit kommen noch zwei weitere Wanderer an, sie bauen ihr Zelt auf der anderen Seite des Sees auf und so genieße ich die Einsamkeit und Idylle. Ich koche und genieße den Sonnenuntergang beim Abendessen bevor ich mich ins Zelt verkrieche zum Schlafen.
Tag 2. Laguna del Salto – Paso de los Dientes – Laguna Windhond
Die Nacht war kalt und trotz meiner vielen Schichten konnte ich nicht so richtig schlafen. Daher lasse ich mir ausnahmsweise mal viel Zeit morgens und starte erst gegen 10 Uhr.
Der Weg führt bergauf durch eine eindrucksvollere Landschaft. Die Berge sind eigentlich nicht hoch, der höchste Gipfel ist nur 1180m, aber da die Baumgrenze bereits auf 400m Höhe liegt, fühlt es sich an, als ob man hoch oben in den Bergen ist. Auf und ab wandere ich auf dem Dientes Circuit ich zur Laguna del Paso und biege rechts zum Paso de los Dientes ab. Es gibt viel Geröll, die Markierungen sind spärlich und bestehen oft nur aus ein paar Steinhaufen, aber da ich ein geübtes Auge habe kann ich dem Weg meist problemlos folgen.
Nach dem Pass entscheide ich mich für einen Abstecher zum Lago Windhond, das südlichste Ende Chiles, das man zu Fuß erreichen kann. Warum also nicht bis ans Ende der Welt zu Fuß wandern? Zum Glück ist der Weg in meiner Handy App markiert, da ich anfangs überhaupt keine Markierungen sehe. Ich folge also dem GPS Weg den Berg herunter und als ich den Wald betrete finde ich auch endlich den Weg. Zwei Wanderer kommen mir entgegen und sagen, dass der Weg zwar nicht immer leicht zu finden ist aber machbar und dass es 6 Stunden dauert bis zum Lago Windhond. Es ist kurz nach 12 Uhr und falls ich es nicht schaffen sollte kann ich ja einfach woanders zelten.
Daher wandere ich munter drauf los, bis es bald wieder bergan geht. Schnaufend stapfe ich immer höher bis zum Cumbre Bettinelli auf 860m Höhe. Die Aussicht ist unglaublich dort oben! Hohe Berge um mich herum, einige bereits verschneit, viele dunkle Bergseen in den Tälern und weit hinten ist das Meer und die Drake Passage.
Es ist allerdings sehr windig und kalt, daher wandere ich bald weiter, auf ein paar weitere Aussichtspunkte, dann sehr steil runter und dann durch leichteres, flacheres Gelände bis zum Wald. Gerade denke ich, dass der Weg jetzt einfacher wird, da geht es eigentlich erst so richtig los. Überall umgefallene Bäume, Schlamm, rutschige und steile Abschnitte. Ich brauche Musik und kämpfe mich mit iPod im Ohr weiter durch den Wald. Irgendwo muss doch der Weg sein. Ich krieche über die Bäume und finde ihn endlich wieder. Dann noch eine Flussüberquerung auf umgestürzte Bäume, etwas mehr Wald und dann bin ich endlich raus. Raus aus der kleinen Waldtortur. Nur um mich im Sumpfgebiet wiederzufinden. Zumindest ist es jetzt flach und ich fange an mit meiner Musik im Ohr laut zu singen. Immer mehr Sumpf, aber dieser wird immer schöner. Die tiefen Stellen sind zum Glück sichtbar und bald schaffe ich es von trockener Stelle zu trockener Stelle zu springen. Lieber nicht reinfallen, das schlammige Wasser ist mindestens einen halben Meter tief (zum Glück habe ich nur mit meinen Wanderstöcken gemessen und nicht mit meinem Körper).
Gegen 17 Uhr erreiche ich das Rifugio Charles, eine ziemlich alte Holzhütte am Lago Windhond. Die Hütte hat viel Charme, aber ich schlafe lieber in meinem Zelt. Es gibt eine Hängematte draußen und es sieht wahnsinnig gemütlich aus hier. Falls es regnet oder stürmt, kann ich mich immer noch in die Hütte verziehen und daher beschließe ich gleich neben der Hütte zu campen.
Ich stelle mein Zelt auf und laufe die paar hundert Meter weiter zum Windhond See in der Sonne! Am See hat ein anderer Wanderer, auch ein Deutscher, bereits sein Lager aufgeschlagen und versucht Fische zu fangen.
Ich gehe zurück, wasche mich und hänge in dieser wundervollen Erfindung namens Hängematte herum. Ich genieße die Ruhe und mein Abendessen, wieder mit Blick auf den Sonnenuntergang und die Berge. Es ist so friedlich und ruhig am Ende der Welt!
Tag 3. Laguna Windhond – Laguna Escondida
Der Morgen weckt mich mit blauem Himmel und ich wandere heute früher los, ich muss erstmal wieder zurück bis zum Pass. Durch den Sumpf geht es und über den Fluss, danach verlaufe ich mich erstmal komplett. Ich schlage mich durch den Wald zurück durch teilweise sehr dichtes Gebüsch und bin bald über und über besät mit klebrigem Zeug der Bäume. Ich muss weiter bergauf und über umgestürzte Bäume aber zumindest finde ich den Weg wieder. Ich schwitze am ganzen Körper und brauche mal wieder Musik um den Weg erträglicher zu machen. Erleichtert trete ich endlich aus dem Wald, auch wenn es jetzt noch einmal steil hinaufgeht habe ich jetzt wenigstens einen tollen Blick.
Der Himmel ist viel klarer als gestern und ich verbringe viel Zeit damit, die beeindruckende Landschaft um mich herum zu genießen.
Nach dem Gipfel geht es erstmal wieder ganz einfach abwärts und durch die schönen bunten Herbstbäume zurück zum Pass. Die weißen, kaputten Bäume bilden einen starken Kontrast zur restlichen Landschaft. Die Biber wurden hier in den 40er Jahren eingeführt von der Pelzindustrie eingeführt und haben sich seither leider furchtbar vermehrt.
Zurück auf dem Dientes Trail wandere ich vorbei an der Laguna Dientes zwischen roten, goldenen, braunen, orangefarbenen Bäumen. Es gibt einige offensichtliche Campingplätze aber die sind mir nicht gut genug geschützt für den vorausgesagten Wetterumschwung, daher wandere ich weiter.
Gegen 16h erreiche ich die Laguna Escondida und laufe um einen „Mirador“ rum, einen ausgebauten Platz bei dem ich mich frage wie und warum man das hier hingebaut hat und steige zu einem abgelegenen Campingplatz ab. Ein Zelt steht hier bereits aber es ist schön hier und ich finde einen toll geschützten Platz für mein Zelt. Dann schnell zurück zum See, die Sonne scheint wunderbar warm und daher nutze ich die Gelegenheit um mich zu waschen und kurz im See zu erfrischen, zum Schwimmen ist das Wasser für mich dann doch etwas kalt. Zum Abendessen gibt es Tütensuppe und danach Polenta mit Parmesan. Aus irgendeinem Grund funktioniert das mit der Polenta nicht, na gut, gibt es halt Keks zum Abendessen! Es ist sehr windig geworden und ich verkrieche mich ins Zelt.
Tag 4. Laguna Escondida -Laguna Rocallosa auf dem Dientes Circuit
Gegen 3h nachts kam der angekündigte Regen. Um 8 Uhr morgens schaue ich kurz nach draußen und sehe nur Nebel und Regen. Ich schließe schnell wieder mein Zelt, schlafe, lese und bin froh mal so richtig viel Zeit für einen Trek zu haben, da ich erst einen Flug in 5 Tagen bekommen habe und so noch viel Zeit habe. Erst als ich keinen Regen mehr höre, mache ich mir mein Frühstück und beschließe gegen 11h loszuwandern.
Ich liebe diese Landschaft mit vielen Seen, Bergen und besonders schönen Bäumen jetzt im Herbst. Selbst an einem grauen Tag ist es wunderschön. Nicht so schön ist allerdings der Wind und der Regen, der auf dem Paso Ventarron auf mich wartet. Ich muss schnell meine Kamera und andere Sachen wegpacken und meine Regenkleidung anziehen, bevor ich den Weg im Regen fortsetze.
Sobald ich vom Pass und dem Geröll runter gestiegen bin heißt es mal wieder Schlamm und Feuchtgebiet. Kurz vor der Laguna Martillo sieht der Himmel bereits klarer aus und als ich am See ankomme, ist die Sonne draußen. Zeit für eine Mittagspause! Ich brauchte nur zwei Stunden, um hierher zu kommen, anstatt die 4h30 des Reiseführers und ich merke, dass ich ohne meinen Umweg zum Lake Windhond den kompletten Trail wohl auch locker in 3 Tagen geschafft hätte. Aber auch mal gemütlich machen ist auch nicht so schlecht!
Nachdem ich etwas getrocknet bin geht es weiter. Gegen 15 Uhr bin ich an einem anderen kleinen See und wandere auf eine Anhöhe um einen perfekten kleinen Campingplatz für mich zu finden. Als ich mein GPS überprüfe, merke ich, dass ich falsch gelaufen bin und auf der anderen Seite des Sees sein sollte. Aber eigentlich gar nicht so schlecht, so werde ich diesen traumhaften Platz ganz für mich alleine haben! Ich bin kaum gewandert heute aber der Zeltplatz könnte nicht schöner sein. Die Sonne scheint und trocknet meine Ausrüstung und Kleidung während ich die Aussicht bewundere. Zwischendurch lese ich, mache Dehnübungen, hole Wasser und koche. Mit dem Sonnenuntergang wird die Aussicht immer besser. Ich glaube ich habe noch nie so bunte Herbstbäume gesehen.
Tag 5. Laguna Rocallosa – Laguna de las Guanacas
Letzte Nacht hatte ich das Glück aufzuwachen und aus dem Zelt zu schauen – ein vollkommen klarer Sternenhimmel glitzerte über mir. Einfach nur gigantisch schön!
Heute geht es noch einmal bergauf über einen letzten Pass, dem Paso del Viento. Alles ist schlammig und nass und meine Füße kalt. So richtig komme ich in keinen Rhythmus heute und es fällt mir schwer mich durch den Schlamm zu kämpfen.
Dann bin ich endlich aus dem Wald und im Geröll, das Wandern wird für mich hier leichter. Es geht auch nur noch recht sanft aufwärts und ich genieße den Wansinnsblick auf die Berge, Ushuaia und den Beagle Kanal.
Nach dem Pass geht es sehr steil runter – auf einem Schotterhang das pure Vergnügen für mich. Einfach runterheizen direkt runter bis an den Los Guanaco See. Dann um den See herum zu einem weiteren merkwürdigen Aussichtspunkt. Ich überlegt ob ich noch heute nach Puerto Williams laufen soll, aber was soll ich dort. Dann lieber noch eine Nacht in der Wildnis bleiben, genug Essen habe ich ja.
Also laufe ich noch etwas weiter am Fluss entlang und finde ein paar schöne Campingplätze. Es ist wieder feucht überall aber mit ein paar Baumstämmen mache ich mir ein nettes Plätzchen zurecht. Es ist erst 13.30 Uhr als ich fertig bin, also mache ich ein Nickerchen und lese. Etwas einsam fühle ich mich schon, wenn ich mit wandern beschäftigt bin macht es mir nichts aus alleine unterwegs zu sein, aber wenn ich mich ausruhe ist es schwieriger.
Tag 6. Laguna de las Guanacas – Puerto Williams
Glücklicherweise hatte ich letzte Nacht einen geschützten Campingplatz, da es windig und regnerisch war. Aber am Morgen ist alles wieder gut. Ich habe Zeit, aber ich kann weder zu lange schlafen noch rumhängen, weil es kalt ist.
So beginne ich meinen Abstieg Richtung Straße. Der Dientes Circuit gibt noch einmal alles. Schlammiger, matschiger Wald. Umgefallene Bäume. Ich verlaufe mich so richtig und finde den Weg nicht mehr (im Nachhinein erfahre ich das sich hier eigentlich alle verlaufen und der Weg nicht klar ist). Immerhin sehe ich mein Ziel, die Straße und schlage mich irgendwie weiter durch. Ich laufe durch Kuhscheiße und mehr Sumpf. Nasse Füße. Am Ende bin ich aber dann doch an der Straße angekommen!
Ich gehe auf die Schotterstraße Richtung Fort William. Nach einer halben Stunde fährt ein Auto vorbei und 2 Herren bewundern zuerst, dass ich ganz alleine unterwegs war und bringen mich dann direkt vor mein Hostel. Natürlich sprechen sie kein Englisch und ich spreche kein Spanisch, aber manchmal genügen ein paar einfache Wörter um sich zu verständigen.
Zunächst bestätige mein Flugticket und bekomme doch bereits für morgen einen Flug nach Punta Arenas! Dann kaufe ich noch frisch gebackene, warme Brötchen und etwas Käse zum Mittagessen bevor es zum Duschen und Wäsche wachen geht. Herrlich nach so viel Schlamm! Was für eine Wanderung, ich bin begeistert und schlendere abends durch die süße kleine Stadt Puerto Williams um mich zu verabschieden.
Informationen & Tipps
Länge & Dauer
Der Dientes Circuit auf der Isla Navarino ist 31km lang (ohne den Abstecher zum Lago Windhond und wird meist als 5 Tageswanderung beschriben. Die 31km kann man meiner Meinung nach auch locker in 3 Tagen schaffen solange das Wetter hält und man darauf Lust hat! Oder man hat eh Zeit wie ich und macht einfach noch den ein oder anderen Abstecher zum Beispiel zum Lago Windhond. Der Höhenunterschied beträgt insgesamt circa 1800m.
Es gibt eine offizielle ausführliche Beschreibung des Wanderweges (von der ich allerdings erst unterwegs was gehört habe, in Puerto Williams liegt diese nicht aus also lieber vorher runterladen bzw ausdrucken). Ich bin mit der Beschreibung des Rother Wanderführers für Patagonien und der Navigation mit Maps.Me auf meinem Handy sehr gut zu Recht gekommen.
Schwierigkeit & Reisezeit
Der Dientes Circuit ist beim Rother Wanderführer als mittelschwer angegeben. Es gibt kaum ausgesetztes Gelände allerdings ist die Wegfindung nicht immer einfach, er ist völlig abgeschieden und es geht teilweise durch sehr sumpfiges, matschiges Gelände oder Schuttfelder. Ein Gespür oder Blick für den Weg ist sicherlich von Vorteil.
Dezember bis März ist die meist genutzte Wanderzeit. Ich war Ende März dort und die Herbstfarben ganz besonders genossen.
Unterkünfte & Verpflegung
Der Dientes Circuit muss komplett autark gegangen werden mit Zelt. Es gibt keine Verpflegungsmöglichkeiten und keine Hütten (bis auf die alte Rifugio Charles Hütte am Lago Windhond). In Puerto Williams kann man nur sehr wenig Lebensmittel kaufen, daher nach Möglichkeit Verpflegung mitbringen (Achtung – man darf nicht alle Lebensmittel von Argentinien nach Chile einführen!). Die Wasserversorgung ist gar kein Problem, überall gibt es glasklare Bäche zum Auffüllen der Wasservorräte.
Ausrüstung
Wetterfeste Ausrüstung und Kleidung ist am Ende der Welt unabdingbar. Es kann regnen, schneien und sehr kalt und sehr windig werden – das Wetter ist extrem unbeständig. Ich gebe auf meiner Trekking Packliste eine grundsätzliche Übersicht, was für eine Trekkingtour wichtig ist. Für diese Tour empfehle ich keine Trailrunningschuhe – es sei denn es stört euch nicht, ständig mit nass-kalten Füßen unterwegs zu sein.
Anreise
Von Ushuaia: Es gibt eine Fähre (oder besser gesagt ein Wassertaxi), das einen für sehr teure 120 USD von Ushuaia in etwa 30 Minuten auf die andere Seite bringt. Im Preis inbegriffen ist dann eine 50 km lange Busfahrt auf einer unbefestigten Straße nach Puerto Williams.
Von Punta Arenas: Mit dem Flugzeug (DAP) für ca. 120USD (Achtung, es dürfen nur 10kg Gepäck mitgenommen werden) oder mit der Fähre (mit Austral Broom, ca 32h, fährt nur einmal die Woche soll aber toll sein!).
Registrierung
Die Registrierung bei der Polizei in Puerto Williams ist vorgeschrieben, ebenso die Rückmeldung nach Rückkehr.
Habt ihr noch Fragen oder Feedback? Stellt sie mir gerne in den Kommentaren!
Ah, da kommt doch gleich wieder Fernweh auf bei deinen tollen Worten und Bildern! Wir haben den Trek vor reichlich 2 Jahren gemacht und diese Tour gehört nach wie vor zu den eindringlichsten und schönsten meines Lebens. Danke für die Erinnerung 🙂
Biber sind einfach krass…
Ist schon noch etwas besonderes dieser Trail 🙂 Toll, dass ihr es auch erleben durftet!
Danke für den schönen Bericht. Ich bin den Trail gerade (scheints als eine der Saisonersten) in 3 Tagen gelaufen, mit Zu- und Abweg fast 50 km, etwa 80% der Zeit über Schnee, weswegen ich auch immer sehr früh los bin und Strecke machen musste. Schade, weil die Landschaft wirklich zum Entspannen einlädt! Abgefahren, wie anders alles ohne Schnee aussieht. Der Trail macht (leider) gerade eine Blitzkarriere, wird auch intensiv vermarktet, was m.E. echt schwierig ist – für mehr als eine Handvoll Wanderer reichen weder die trockenen/geschützten Zeltplätze, noch gibt es (außer den bizarren Aussichtspunkten) Infrastruktur (jetzt schon liegt Klopapier allenthalben) oder ist die Markierung ausreichend (bis Lago Escondido schweizerisch, danach wird’s immer dünner). Ich habe kurz vorm Anstieg zum Paso Virginia einen Brasilianer aufgegabelt, dessen Handy-Akku aufgegeben hatte – ohne GPS ist man in diesem Teil des Treks komplett verloren! Kleine Ergänzung: hier gibt es mindestens 3 Supermärkte, darunter ein ziemlich großer, mit durchaus auch Obst und Gemüse (hängt aber vermutlich auch von Saison ab), und es wird kräftig zugebaut.
Hallo Gerrit, wow, die Strecke im Schnee zu wandern war bestimmt nicht ohne, dafür sicherlich einzigartig! Schade, dass es sich so sehr gewandelt hat, auch wenn es für die Einwohner wahrscheinlich eine gute Seite hat. Danke für dein Feedback! Liebe Grüße
Bettina
Coole Beschreibung der Wanderung. War bisher mit eine meiner Besten. Allerdings sollte man beim Wasser wegen den Biebern vorsichtig sein. Chlortabletten bzw. einen Filter sollte man schon dabei haben. Ansonsten wird in Puerto Williams viel gebaut und es gibt wohl auch Tage mit richtig vielen Leuten, aber abgesehen von meiner Gruppe haben wir vielleicht 10 Personen getroffen. Als weiterer Tipp: Man kann weiter zum Bahia Windhond wandern oder auch die allmonatliche Fähre am 26. nach Puerto Toro nehmen zum Wandern. Da ist man dann wirklich fast alleine ? Ich finde allerdings die Markierungen ausreichend und auch den Teil mit dem Verlaufen am letzten Tag hatten wir nicht. Wir sind vom See runter einfach einem Track gefolgt, der parallel zum offiziellen war und sind logischerweise woanders rausgekommen. War aber alles kein Problem.
Hey Philipp, es scheint mir, als hätte sich viel getan in Puerto Williams, seitdem ich da war! Danke für deine Tipps!