Ana Zirner, bergbegeisterte Regisseurin und Autorin, nimmt sich zwei Monate Auszeit und wandert 2017 (größtenteils) allein von Ost nach West durch die Alpen. Für die insgesamt 9 Etappen hat sie sich jeweils ein Motto vorgenommen, in dem sie sich weiterentwickeln will, und lässt ihre Leserinnen und Leser daran teilhaben.
Titel | Alpensolo – Allein zu Fuß von Ost nach West |
Autorin | Ana Zirner |
Genre | Reisebericht |
Sprache | Deutsch |
Bindung | Hardcover |
Umfang | 265 Seiten |
Preis | 20,00 € |
Erschienen | München 2018 |
Verlag | Malik / Piper |
ISBN | 978-3-89029-512-1 |
Inhaltsverzeichnis
Gesamteindruck
Alpensolo ist komplett anders, als ich erwartet habe. Ana Zirner erzählt von ihrer Wanderung über die Alpen, über die beeindruckende Schönheit der Berge und die Herausforderungen von Wegen und Wetter. Aber vor allem lässt sie uns teilhaben an ihrer persönlichen Entwicklung entlang dieses Weges. Und so sehr jeder Reisebericht Sehnsucht nach neuen Abenteuern in mir weckt, hat dieses Buch vor allem etwas Anderes angesprochen: die Sehnsucht nach Zeit mit mir selbst. Die Mischung aus Bergerlebnissen und dem fühlbaren Rauskommen aus dem Alltag hat mich begeistert.
Handlung
Ana Zirner startet im Sommer 2017 zu einer zweimonatigen Tour durch die Alpen. Von den Julischen Alpen in Slowenien im Osten wandert sie rund 1.900 km über die Karnischen Alpen, die Dolomiten, den Nationalpark Stilfser Joch, Graubünden, Tessin und Wallis bis in die Vanoise in Frankreich im Westen.
Das Buch besteht aus 3 Komponenten. Ein Reisebericht und eine gezielte Selbstfindung geben der Handlung die Grundstruktur. Dazwischen gibt es kurze Informationseinheiten zu verschiedenen Themen (z.B. Berghütten, Umweltschutz, Wetter).
Im „Reisebericht“ beschreibt Ana leidenschaftlich die Schönheit der Berge, in denen sie unterwegs ist. Für jede Region gibt es Besonderheiten, die sie herausstellt. Ana kombiniert die Wanderungen mit Hochtouren und Kletterstrecken, so dass es ein Bergerlebnis aus vielen Perspektiven ist. Anschaulich und ausführlich schildert sie auch ihre menschlichen Begegnungen auf dem Weg. Dabei sind viele angenehme und nette Bekanntschaften, aber auch anstrengend und wenig hilfsbereite Kontakte. Einen besonderen Stellenwert haben auch die Herausforderungen auf der Strecke. Mehr als einmal war Ana in schwierigen Situationen, z.B. durch Wassermangel oder schwierige Wettersituationen, und macht damit die Gefahren deutlich, die in den Bergen immer präsent sind.
Die „gezielte Selbstfindung“ ist mit einem Motto je Etappe in die Handlung des Reiseberichts eingebaut. Ana Zirner macht sich bewusst während des Wanderns Gedanken zu vorher definierten Themen, und will in diesen Bereichen an sich selbst arbeiten. Die Auswahl der Themen ist interessant und passend für eine Wanderung. Das erste Thema ist Rhythmus, das die Autorin nutzt, um ihren Rhythmus für die Tour zu finden. Weitere Themen sind z.B. Atmen, Aufgeschlossenheit und Geduld. Zu Beginn ist die Betrachtung der Themen sehr bewusst und von theoretischen Überlegungen durchdrungen, im Verlaufe des Buches sind die Durchdringung von Wanderung und Gedankengängen deutlich fließender und wirken außerdem authentischer und ehrlicher.
Spannung und Emotionen
Die 3 Komponenten des Buches entfalten sich unterschiedlich.
Der Anteil „Reisebericht“ ist von Anfang bis Ende spannend und interessant geschrieben. Ana schildert sowohl die Schönheit und Herausforderung ihres Weges als auch die Begegnungen mit anderen Menschen sehr anschaulich und unterhaltsam. Am liebsten möchte man sofort aufbrechen und selbst dort unterwegs sein.
Die „Selbstfindung“ wirkt zu Anfang eher aufgesetzt. Die Idee, mehrere konkrete Themen zu Durchdenken während einer Wanderung, fand ich sehr spannend. Ich hatte aber das Gefühl, dass sich Ana am Anfang schwer getan hat, das auch so umzusetzen, oder zumindest damit, ihre tatsächlichen Gedanken aufzuschreiben. Denn manche Überlegungen wirken sehr konstruiert. Aus meiner Sicht hat sich das im Laufe des Buches aber sehr positiv entwickelt, so dass ich das Gefühl hatte, Ana kommt immer mehr mit sich ins Reine und ist am Ende des Buches ehrlich zu sich selbst und den Leser/innen.
Die kleinen „Informationseinheiten“ fand ich nett, mehr aber auch nicht. Die Themenauswahl und -länge ist gut, aber die Informationen sind nicht richtig ins Buch eingegliedert. Manchmal stehen am Ende eines Kapitels Informationen, die wenig mit dem vorhergehenden Text zu tun haben, manchmal wird ein Thema etwas konstruiert eingebaut (z.B. durch Ausleihen von Büchern übers Wetter in einem Geschäft vor Ort).
Fazit
Ana Zirner versteht sich aufs Schreiben, Alpensolo lässt sich daher durchgehend hervorragend lesen. Die Kombination von Reisebericht, konzentrierter Selbstfindung und Informationseinheiten fand ich spannend und innovativ, hat aber zu Beginn auch die Autorin herausgefordert. Das Buch hat sich im Verlauf aus meiner Sicht sehr positiv entwickelt, so dass ich am Ende sehr begeistert aus der Hand gelegt habe.
Mehr
Ana Zirner bloggt unter http://anasways.com/ über ihre Wanderungen. Mehr über ihre Tätigkeit als Regisseurin erfährt man unter http://www.anazirner.de. Auch auf Bergwelten kann man ihren Blog zur Alpenwanderung sowie zusätzlich ein Interview plus Tipps nachlesen (https://www.bergwelten.com/lp/ana-zirner-in-60-tagen-ueber-die-alpen). Gerade (Stand Juni 2019) hat sie einen 3-monatigen Trip entlang des Colorado River beendet.
Mehr Input zum Thema Frauen in den Bergen erhaltet ihr auf unserer OutdoorFrauenPower Seite.