Christine Thürmer, Deutschlands „meistgewanderte“ Frau, erzählt in ihrem Buch Laufen. Essen. Schlafen. von ihren Touren auf den drei großen amerikanischen Fernwanderwegen und dem Beginn ihres Nomadenlebens.
Titel | Laufen. Essen. Schlafen. – Eine Frau, drei Trails und 12700 Kilometer Wildnis |
Autorin | Christine Thürmer |
Genre | Reisebericht |
Sprache | Deutsch |
Bindung | Taschenbuch |
Umfang | 288 Seiten |
Preis | 16,99 € |
Erschienen | München/Berlin 2016, 6. Auflage |
Verlag | Malik / Piper |
ISBN | 978-3-89029-471-1 |
Inhaltsverzeichnis
Gesamteindruck
Ihr Bericht gibt Einblicke in die Highlights und auch in einige (deutlich weniger) Tiefpunkte dieser Wanderungen, aber (zu) wenig in den eigentlichen Alltag der da lautet: Laufen. Essen. Schlafen. Außerdem kann ich keine (sicherlich vorhandenen) Emotionen nachfühlen. Den stärksten Eindruck erhält man bei einer Anekdote, als Christine Thürmer auf dem PCT die größten Glücksgefühle über einen geschenkten Schokoriegel erlebt, während ihre „Liebesgeschichte“ auf dem zweiten Trail auf eher sachliche Weise Selbstwertprobleme offenbart.
Handlung
Es ist die Geschichte einer beeindruckenden Leistung. Christine Thürmer erwandert sich auf 12.700 km die „Triple Crown“, den erfolgreichen Abschluss der drei großen amerikanischen Fernwanderwege.
Christine Thürmer legt im Jahr 2004 eine Zwangspause von ihrer Bilderbuchkarriere als Managerin ein. Und diese nutzt sie, um ohne Vorerfahrung und Fitnesstraining aber mit guter Planung die 4.277 km des Pacific Crest Trails an der Westküste der USA zu erwandern. Anfangs noch nervös und aufgeregt findet sie sich schnell ein in das Leben auf dem Trail. Dieses Trail-Leben schildert die Autorin sehr anschaulich, man erfährt viel über die praktischen Gegebenheiten, die Herausforderungen bei der Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln. Interessant sind die Berichte über die Begegnungen mit anderen „thru-hikern“, die den Trail in einer Saison vom Anfang bis zum Ende wandern, sowie die Schilderungen der Trail Angels, die die Wanderer (in der Regel) selbstlos unterstützen.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland in einen neuen Job träumt Christine Thürmer weiterhin vom Fernwandern und nimmt sich 2007 die nächste Auszeit für die 4.900 km des Continental Divide Trail. Diesmal wandert sie nicht alleine sondern mit Bob, der auf dem PCT noch der Lebensgefährte einer Mitwanderin war. Christine Thürmer berichtet auch für den CDT anschaulich über den Trail und seine Besonderheiten, die Begegnungen mit anderen Wanderern und besondere Herausforderungen. Die Schilderung des CDT wird jedoch sehr dominiert von ihrer anstrengenden Beziehungsgeschichte mit Bob.
Auf dem CDT hat Christine Thürmer lange Gedanken über ihre berufliche Zukunft gewälzt, die sich durch die Kündigung seitens ihres Arbeitgebers zu ihrer Begeisterung dann von selbst gelöst haben. Sie hat sich entschieden, ihr Leben nur noch mit Wandern zu verbringen. Daher bricht sie gleich 2008 auf zum dritten und letzten großen amerikanischen Wanderweg, dem 3.508 km langen Appalachian Trail. Dieser Bericht ist erheblich kürzer als die vorhergehenden. Das ist grundsätzlich stimmig, denn viel Praktisches wurde ja bereits auf den ersten beiden Trails berichtet. Allerdings schreibt die Autorin im Bericht selbst, dass dieser Trail ihr deutlich weniger Spaß gemacht hat. Aber auch diesen hat Christine Thürmer „erfolgreich“ abgeschlossen.
Spannung und Emotionen
Christine Thürmers Bericht gibt Einblicke in die Highlights und auch in einige (deutlich weniger) Tiefpunkte dieser Wanderungen, aber (zu) wenig in den eigentlichen Alltag der da lautet: Laufen. Essen. Schlafen.
Bei Christine Thürmer läuft alles von Anfang an glatt. Sie hat sich organisatorische hervorragend vorbereitet, spricht gut Englisch, so dass sie sich gleich mit den amerikanischen Wanderern gut verständigen kann. Ihre finanzielle Situation ist sehr gut, so dass sie sich recht entspannt in diese Abenteuer stürzen kann.
Daher kam bei mir recht wenig Spannung auf. Es gab auch (wenn auch sehr wenige) gefährliche Situationen, die mich aber auch nicht mitgerissen haben. Das liegt wohl vor allem daran, dass ich keine (sicherlich vorhandenen) Emotionen nachfühlen konnte. Den stärksten Eindruck erhält man bei einer Anekdote, als Christine Thürmer auf dem PCT die größten Glücksgefühle über einen geschenkten Schokoriegel erlebt.
Der CDT hingegen ist vor allem geprägt von der anstrengenden „Liebesgeschichte“ mit Bob. Während Christine Thürmer auf dem ersten Trail und ihrer beruflichen Tätigkeit sehr unabhängig und mit sich selbst im Reinen wirkt, so scheint der CDT Selbstwertprobleme zu offenbaren, denn es wird einfach nicht klar, warum sie die seltsame Beziehung zu Bob Aufrecht erhält. Die Autorin schildert die Entscheidungsprobleme über ihre berufliche Zukunft, aber nicht reflektiert, sondern stets wiederholend „soll ich oder soll ich nicht?“.
Der Bericht über den Appalachian Trail schließlich wirkt so lustlos wie die Wanderung auch gewesen zu sein scheint. Aber dafür ist er kurz.
Fazit
Laufen. Essen. Schlafen ist als Reisebericht interessant und informativ, gefesselt und berührt hat mich das Buch nicht. Der erste und längste Teil über den Pacific Crest Trail hat mir als Reisebericht gut gefallen. Die Qualität des Buches hat beim zweiten Teil über den Continental Divide Trail vor allem durch die anstrengende Beziehungsgeschichte nachgelassen. Beim dritten Teil über den Appalachian Trail fehlte sowohl auf der Wanderung als auch beim Schreiben dann wohl etwas die Lust.
Mehr
Mehr von Christine Thürmer gibt es auf ihrem Blog http://christine-on-big-trip.blogspot.com/ sowie in ihrem zweiten Buch Wandern. Radeln. Paddeln.
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