Das erste Mal Schneeschuhwandern – und das gleich bei richtigem Tiefschnee! Meine ersten Schneeschuhwanderungen führten mich in die Brennerberge an der Grenze zwischen Österreich und Italien, in den Ort Obernberg. Der Ort wurde recht spontan gewählt, die Schneeschuhtour sollte nämlich in einer Gruppe mit Bergwanderführer stattfinden.
Ich habe selbst nicht genügend Erfahrungen im Schnee, um die Lawinengefahr richtig einzuschätzen und ausreichend Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, keine gute Orientierung, vor allem um mich in der schneebedeckten Landschaft zurechtzufinden, und vermutlich auch keine ausreichende Kondition, um selbst beim Schneeschuhwandern Wege durch den tiefen Schnee zu spuren.
Inhaltsverzeichnis
Einweisung ins Schneeschuhwandern
Am Abend vor der ersten Wanderung treffen wir uns im Berghotel und werden willkürlich in drei Gruppen eingeteilt. Beim ersten gemeinsamen Abendessen lernen wir uns in einer kleinen Gruppe von zehn Leuten kennen und es scheint eine gute Mischung aus jungen, motivierten, bergerfahrenen Wanderern zu sein. Teils mit Schneeschuhwander-Erfahrung, teils ohne. Die Technik des Schneeschuhwanderns hat unser Guide Andi schnell erklärt: erst muss man die Bindung festmachen und dann den linken Fuß vorsetzen, danach den rechten, dann wieder den linken und anschließend den rechten…berghoch sollte man noch die Steigbügel ausklappen. Scheint also ganz einfach! Aufmerksamer aufpassen musste ich dann bei der Einweisung in Piepser, Sonde und Schaufel, auch wenn unser Guide uns versichert hat, dass wir diese nicht brauchen werden.
Auf erster Schneeschuhtour in den Brennerbergen
Jeden Morgen marschieren wir gegen neun Uhr los. Der anstrengendste Teil ist zunächst, die Bindung der Schneeschuhe richtig zuzumachen, und eine Kunst ist es für mich, sie so zuzumachen, dass sie auch längere Zeit nicht wieder aufgehen ?. Dann überprüfen wir wie immer morgens die Piepser auf ihre Funktionstüchtigkeit und die erste Wanderung kann beginnen. Es geht leicht los, da wir zunächst nur im Tal, entlang des Seebachs, laufen.
Sofort tritt das zufriedene Gefühl ein: „Schneeschuhwandern: Das kann ich ?.“ Und vor allem habe ich richtiges Glück! Die letzten Jahre gab es Ende Dezember gar nicht genug Schnee zum Schneeschuhwandern! 2017 sollte dies anders sein. In Obernberg lag nicht nur ausreichend Schnee, es sollte auch den ganzen ersten Tag und die Nacht durch schneien, so dass wir schon erahnen konnten, welche Schneemassen uns die nächsten Tage erwarten würden.
Dafür war die Sicht, auch durch Nebel, am ersten Tag ziemlich eingeschränkt und den angekündigten starken Wind sollten wir zudem noch zu spüren bekommen. Nach einer guten Stunde laufen ohne Höhenmeter, teils durch schön verschneiten Wald, geht es langsam hoch zum Obernbergersee. Zwischendurch peitscht der Wind so sehr ins Gesicht, dass ich stehenbleibe um mein Gesicht vom Wind wegzudrehen. Ich bin froh, dass wir hinter einer kleinen Alm etwas Schutz vor dem Wind finden. Die gut stündlichen Pausen erweisen sich für mich als echte Herausforderung. Hinsetzen in den Schnee ist keine Option, also muss im Stehen getrunken oder gegessen werden. Das größte Problem ist jedoch die Kälte. Vor allem meine Füße, die in zwar dicken, aber nicht gefütterten, Sommerwanderstiefeln stecken, sind schon teils beim Gehen kalt. Im Stehen wird es dann oft so unerträglich, dass ich lieber schnell weitergehen möchte. Auch die anderen teilen hier oft meine Meinung. Das Ziel des ersten Tages ist die Steineralm, von der wir dann aufgrund des schlechten Wetters fast direkt wieder zurücklaufen. Viel wahrgenommen habe ich von der Natur an diesem Tag nicht.
Ich bin zu sehr auf das Laufen konzentriert und damit warm zu bleiben. Da wir eh nicht viel sehen können, ist das aber auch nicht schlimm.
Lawinengefahr und Kälte beim Schneeschuhwandern
Am zweiten Tag ist es bewölkt, jedoch ist die Sicht deutlich besser. Ziel ist heute die Sattelbergspitze. Wir laufen von Beginn an hoch, in einem gemütlichen Tempo, so dass jeder gut mithalten kann. Auch kann ich die Umgebung heute viel besser wahrnehmen. Schnell sind wir im Wald und laufen wie die Schafe in einer Reihe durch die wunderschöne Natur.
Das Spuren haben heute die vielen Tourenskigänger übernommen, die uns auch noch den ganzen Tag zahlreich überholen. Oft werden sie dabei von Hunden begleitet. Nach gut zwei Stunden erreichen wir die Baumgrenze und es beginnt das Abenteuer des Tages. Wegen der Lawinengefahr laufen wir nun im Abstand von zehn Metern zwischen uns weiter während die Temperaturen stetig fallen. Auch der Wind bläst wieder kräftig, so dass wir nur langsam vorwärts kommen. Ich ziehe alle Kleidungsstücke an, die ich finden kann, trotzdem ist mir nur kalt. Kurz vor der Sattelbergspitze müssen wir umkehren und laufen zunächst zügig zurück zur Sattelbergalm, in die wir einkehren, um uns aufzuwärmen, und danach zurück ins Tal.
Grandiose Schneeschuhtouren im Winter Wonderland
Der dritte Tag begrüßt uns mit viel Sonne und einem wolkenlosen Himmel. Heute wollen wir bis zur Allerleigrubenspitze. Wir starten wieder durch einen Märchenwald von wunderschön schneebedeckten Bäumen und ich kann mein Glück hier zu sein kaum fassen.
Wir begegnen heute auf dem Weg kaum anderen Menschen und der Wald strahlt eine unwahrscheinliche Ruhe auf mich aus, so dass ich mich zum ersten Mal richtig erholt fühle. Ich versuche viele Fotos zu machen, jedoch wird es wieder kälter je höher wir kommen und meine Kamera streikt oft ganz bei diesen Temperaturen. Auf dem Gipfel sind es nur minus zehn Grad. Oben haben wir eine grandiose Sicht, unter anderem zu den berühmten Tribulaunen.
Auf dem Weg nach unten werden Kindheitsträume wahr. Abwechselnd spuren wir durch oft kniehohen Schnee einen Weg ins Tal. Oder machen auch mal ein kleines Wettrennen. Manch einer jodelt dabei.
Der vierte Wandertag führt uns durch hügeliges Waldgelände zum Eggerjoch. Ich bewundere vor allem die schneebedeckten Bauernhöfe und Almen.
Am fünften und letzten Tag haben wir noch einmal tolles Wetter, um das Jahr auch gebührend auszuklingen zu lassen. Die Silvesterparty mit einer Tiroler Band ist zwar nicht nach jedermanns Musik-Geschmack, aber wir verbringen trotzdem einen großartigen Abend und begrüßen freudig das neue Jahr!
Es ist so warm, dass ich zum ersten Mal ohne zu frieren Pausen machen kann. Der Schnee auf den Bäumen fängt an zu schmelzen und tropft auf uns hinab. Nach ein paar Stunden wird er schon etwas pampig und bleibt an unseren Schneeschuhen hängen, so dass wir bei jedem Schritt ein Kilo mehr als sonst hochheben. Als ich ein Stück hochspure, weiß ich, warum ich nicht ohne Guide durch Schnee wandere. Ich bin bereits nach wenigen Metern ziemlich erschöpft. Wir wandern bis zum Lichtsee und ich versuche noch einmal möglichst oft die wunderschöne Aussicht zu genießen.
Für mich waren die letzten Tage ein Traum, ich habe Blut geleckt am Schneeschuhwandern! Technisch ist Schneeschuhwandern so leicht, dass es jeder kann und fast überall hinkommt (falls die Kondition es bei Tiefschnee zulässt). Allerdings gibt es einige Gefahren – vor allem durch Lawinen und die Kälte. In den 5 Tagen habe nicht ausreichende Kenntnisse erworben, um mich alleine oder mit Freunden im alpinen Gelände zu bewegen. Daher wird die nächste Schneeschuhtour entweder im flacheren Land stattfinden oder doch wieder eine geführte Tour sein. Oder eine Skischuhtour für Anfänger, wer weiß!?
Wart ihr schon Schneeschuhwandern oder habt es noch vor? Habt ihr entsprechende Ausrüstung für eure Sicherheit?
[Fotos von Julia – Vielen herzlichen Dank!]
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