Trekking im Everest Gebiet: Von Kathmandu nach Namche Bazar

Das Everest Base Camp ist sicherlich das begehrteste Trekkingziel aller wanderfreudigen Nepalbesucher. Unzählige Wanderer machen sich in der Hochsaison auf den Weg, begleitet von Trägern, Eseln und Yaks. Wer mehr sehen möchte, fit ist, genug Zeit hat und zumindest teilweise den Massen entgehen möchte, kann dem anspruchsvollen 3 Passes Trek über drei Pässe über 5000m Höhe folgen.

Eine traumhafte und kürzere Variante ist der 1 Pass Trek: Er führt von Namche Bazar über Dingboche nach Lobuche und auf den Kala Patthar bzw zum Everest Base Camp. Danach muss man aber nicht wie die anderen auf gleichem Wege zurückkehren, sondern macht sich über den Cho La Pass auf nach Gokyo mit seinen unglaublich türkisenen Seen und dem Gokyo Ri als Aussichtsberg – mein absolutes Highlight des gesamten Treks! Von hier steigt man dann über das Gokyo Tal wieder ab nach Namche Bazar.

Was dich beim Trekking im Everest Gebiet erwartet erfährst du in unserem Erfahrungsbericht, inklusive vieler Fotos. Aufgrund des umfangreichen Berichtes (damit du auch einen umfassenden Eindruck vom Trek bekommst!) haben wir den Bericht in drei Berichte aufgeteilt. So kannst du gleich zu den für dich interessanten Stellen springen. Ein Ratgeber mit allen Infos und Tipps kommt ganz bald!



Kathmandu oder das zermürbende Warten

Nach einem langen Flug mit einem 8h Aufenthalt in Quatar komme ich zum zweiten Mal in meinem Leben in Kathmandu an. Es ist bereits 20h und der Flughafen ist noch genau so chaotisch, wie ich ihn in Erinnerung habe. Die Passkontrolle und Visum geht schnell, danach ins große Getümmel um die Förderbänder und das Warten auf unsere Rucksäcke beginnt. Es ist voll, chaotisch und warm, aber irgendwann haben wir es geschafft und es geht raus aus dem Flughhafen, unser vorbestelltes Taxi zum Hotel wartet schon auf uns. Im Hotel angekommen ziehen wir allerdings gleich wieder los, wir müssen Geld besorgen, denn morgen möchten wir schon ganz früh wieder aufbrechen. Die Geldautomaten sind auf einen Maximalbetrag beschränkt und kosten einiges an Gebühren, aber irgendwann haben wir die Geldbeutel voller Rupien und gehen noch schnell was essen bevor wir ins Bett sinken.

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Flugchaos nach Lukla

Nach dem Frühstück geht es bereits wieder mit dem Taxi zurück zum Flughafen, diesmal zum Domestic Airport für unseren Inlandsflug nach Lukla. Dort erwartet uns aber bereits das absolute Chaos. Alle Flüge nach Lukla wurden die letzten Tage bereits gestrichen und dementsprechend viele Trekker sitzen hier und warten immer noch. Die bereits gebuchten Plätze für diesen Tag haben zwar Vorrang, aber momentan heißt es, dass die Flüge momentan alle verspätet sind und wir warten müssen.

Lukla gilt als einer der anspruchsvollsten Flughäfen der Welt, die Landebahn ist nur halb so lang wie sie im Normalfall sein müsste und nur bestimmte Propellermaschinen dürfen dort überhaupt landen. Die Bahn ist abschüssig, es geht aufwärts beim Landen zum abbremsen und abwärts beim Start und geflogen wird nur auf Sicht. Bei schlechtem Wetter wie heute wird daher erstmal nicht geflogen, es heißt warten und hoffen auf Besserung. Es gibt mehrere Airlines aber keinerlei verlässliche Auskunft und so heißt warten für mich, dass ich lieber direkt beim Schalter bleibe und immer wieder versuche mit den Leuten dort zu reden anstatt mich einfach hinzusetzen. Zum Glück sind wir zu dritt und so muss man nicht immer auf all sein Gepäck aufpassen, der Tag wird dennoch anstrengend und zermürbend bis wir gegen 16h endlich die Bestätigung bekommen, dass heute kein Flug geht und wir werden umgebucht auf morgen.

Es geht mit dem Taxi zurück in die Stadt und noch einmal ins gleiche Hotel, Platz gibt es noch für uns.

Der nächste Tag beginnt mit noch mehr Stress, der Hotelbesitzer persönlich möchte uns auf seinen Schleichwegen zum Flughafen bringen – allerdings bricht dort dann der Verkehr komplett zusammen und wir entschließen uns ein Stück zu gehen und in einer Nebenstraße ein anderes Taxi zu nehmen. Hechelnd kommen wir am Flughafen an, aber bekommen die Info, dass es erstmal keinen Flug gibt und wir wieder warten müssen. Wir haben uns bereits entschieden, dass wir in dem Fall nach Phaplu fliegen möchten.

Der Flughafen von Phaplu kann auch bei schlechterem Wetter angeflogen werden und auch wenn es ein paar Tage mehr Trekking bedeutet, könnten wir so wenigstens endlich starten und müssten nicht mehr warten. Wie immer gibt es tausend verschiedene Informationen aber irgendwann bekommen wir Tickets nach Phaplu und warten auf den Einstieg – mehrere Stunden bis um 15h dann auch der Flug heute wieder abgesagt wird. Viele steigen jetzt auf die Hubschraubervariante um, die einem hier immer wieder angeboten wird. Aber 500 USD für einen Hubschrauberflug nach Lukla ist uns einfach zu viel Geld. Wir haben allerdings Simon, einen Kanadier, und Hyekjung, eine Koreanerin am Flughafen kennengelernt und sie haben bereits einen Jeep für den nächsten Tag organisiert, der uns von Kathmandu nach Phaplu bringen wird. Wir können auch mit und so ist der Trip für alle günstiger.

Besichtigung des Pashupatinath Tempels

Wir möchten jetzt endlich mal raus, was sehen und uns bewegen und so laufen wir vom Flughafen zu Fuß Richtung Stadt zu einer Tempelanlage. Der Pashupatinath Tempel ist einer der bedeutendsten Tempel für Hindus und liegt direkt am Bagmati Fluss, der als heilig gilt. Obgleich das Wasser eine dreckig braune Brühe ist, werden hier noch immer Leichen bzw. deren Seele gereinigt und hier vor Ort verbrannt. Ein ungewöhnlicher Anblick für uns, inmitten all dem Lärm wird vor unseren Augen gerade eine Leiche sorgsam vorbereitet um gewaschen zu werden. Mit dem Tod wird hier ganz anders umgegangen, eine interessante Erfahrung.

Als die Sonne untergeht nehmen wir ein Taxi nach Thamel ins Backpacker Viertel von Kathmandu und treffen dort Simon und Hyekjung wieder. Ein gemeinsames Abendessen und dann schnell ins Bett, um 4h morgens müssen wir bereits unseren Jeep nach Phaplu nehmen! Die Enttäuschung ist bei mir dennoch recht groß, die Zeitverzögerung plus die Tage, die wir jetzt mehr laufen müssen bedeuten, dass wir leider nicht mehr die ursprüngliche Route wandern können, die wir geplant hatten. Längere Strecke sind beim Trekking in der Höhe dann auch nicht möglich, der Akklimatisierungsprozess wird uns immer wieder zwingen nach nur wenigen Stunden bereits aufzuhören mit dem Wandern, daher können wir das auch leider nicht mehr ausgleichen. Aber immerhin, morgen wird es endlich losgehen!

Jeepfahrt von Kathmandu nach Phaplu

Am nächsten Morgen stehen wir um 4h bereit, allerdings wird dann erst der Fahrer angerufen, der letztlich um 4h40 hier ist. In Nepal gelten einfach andere Zeiten und für uns ist es noch schwer sich daran zu gewöhnen. Für unsere zwölfstündige Fahrt sind wir allerdings erstmal sehr komfortabel zu fünft in einem Jeep mit 7 Plätzen untergebracht. Wir fahren aus dem leeren Kathmandu hinaus und dann werden es lange Stunden mit schauen, dösen, Überholmanövern, Schlaglöchern, Staub und Pausen.

Der Fahrer muss alle Nase lang bei der Polizei einchecken und seinen Zeitplan unterschreiben lassen. Aber immerhin geht es endlich vorwärts, je mehr ich von der Landschaft sehe, desto mehr freue ich mich darauf zu wandern. Die Fahrt zieht sich ewig aber endlich kommen wir gegen 16h in Phaplu bei strömendem Regen an. Wir überlegen kurz ob wir weiter gehen bei dem Regen aber nachdem uns zwei Guides sagen das es im nächsten Ort ein nette Lodge gibt hält uns nichts mehr. Sogar der Regen lässt nach (aber mein Rucksack ist bereits während der Fahrt auf dem Dach nass geworden, daher ist es eh schon egal).

Es sind nur 3,5km bis nach Chiwangi und wir finden das empfohlene Himalayan Teahouse. Es gibt nur zwei Zimmer, perfekt für uns. Bis wir feststellen, dass das zweite Zimmer ein Durchgangszimmer zum Schlafplatz unserer Gastgeber ist und so entscheiden wir uns alle drei in dem anderen zu schlafen. Wir sind müde und so heißt es nach unserem Abendessen mit typisch nepalesischem Dal Bhat bereits um 20h15 schlafen.

Von Phaplu nach Namche Bazar – Start unserer Trekkingtour im Everest Gebiet

Tag 1: Von Chiwang nach Jubing

Nach leckeren Chapatis zum Frühstück geht es um 7h30 los. Ich habe super geschlafen, endlich wieder Ruhe nach dem lauten Kathmandu. Erstmal folgen wir der Straße, es geht leicht auf und ab und ist noch nicht zu anstrengend. Die Sonne scheint und es ist wunderbar warm, den ganzen Vormittag hören wir die Hubschrauber und Flugzeuge, das Wetter ist anscheinend gut genug für die Flugzeuge. Egal, wir laufen und die Sonne tut gut. Noch besser ist allerdings der erste Ausblick auf einige schneebedeckte richtige Berge! Ich strahle nur so vor Glück, die Enttäuschung der vorherigen Tage ist vergessen.

Bis Ringmu ist es einfach zu gehen, ca. 2 1/2h brauchen wir. Dann wird es steiler und sehr anstrengend. Lange war ich nicht mehr mit dem Trekkingrucksack unterwegs. Einfach immer weiterlaufen und atmen! Dann ist die Stupa auf mehr als 2900hm erreicht, 500hm sind wir heute schon hoch und so langsam spüren wir Flachlandtiroler die Höhe.

Nach einem leckeren Massala Tee und einer Pause geht es danach wieder runter. Von 2900 bis auf 1300hm müssen wir die nächsten Stunden wieder absteigen. Viele Treppen führen uns immer weiter runter an kleinen Lodges vorbei. Sherpas und Einheimische überholen uns oder kommen uns entgegen, anderen „Touristen“ begegnen wir kaum.

Gegen 13h30 sind wir in Nunthala und prompt als wir im Restaurant sitzen fängt es an zu regnen. In Nunthala gibt es endlich Mittagessen, für mich Vegetable Fried Potatoes, ein großer leckerer Teller. Dann noch einen schwarzen Tee und nach 90 Minuten Pause geht es weiter. Weiter bergab auf rutschigen Steinen, Konzentration ist jetzt gefragt beim bergab gehen. Der Weg zieht sich, 1300 Höhenmeter am ersten Tag gleich runter mit schwerem Rucksack sind anstrengend. Dann sind wir auf 1600m Höhe am großen Fluss, den wir auf einer Hängebrücke überqueren und ab dort heißt es wieder bergauf!

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Es ist spät und wir suchen eine Lodge in Jubing zum Übernachten, die zweite hat noch Platz für uns drei. Es gibt eh nur 2 Zimmer und wir werden sehr herzlich aufgenommen. Ich frage nach einem Eimer mit Wasser und wasche mich damit in der kleinen dafür vorgesehenen Kabine. Um mich herum schwirren Insekten und als ich mich abspüle entdecke ich, dass zwei Tiere an meinem Bein kleben. Ich wische sie ab, danach blutet mein Bein aber ziemlich lange. Erst später wird mir klar, dass es Blutegel waren! Auch im Zimmer sind überall Insekten und so richtig wohl fühlen wir uns nicht, so nett die Besitzer auch sein mögen.

Dann sitzen wir mit dem Kleinkind der Familie vor dem Fernseher und erholen uns von dem anstrengenden ersten Wandertag bei einem leckeren Abendessen. Wir erfahren heute Abend viel über das Leben hier in Nepal. Die kleine Familie hat zwei Kinder, eines davon noch ein kleines Baby. Nächstes Jahr wird die Mutter mit den Kindern nach Kathmandu ziehen, um das ältere Mädchen auf eine englische Schule schicken zu können. Ansonsten sehen die Eltern für ihre Kinder hier in Nepal keine Zukunft! Das sind dann mehr als zwei Tagesreisen Entfernung zwischen der Familie. Wir bekommen auch mit, wie die Mutter heulend am Telefon zusammenbricht – als ihre Schwester erzählt, dass sie geheiratet hat. Warum es so schlimm ist? Uns wird erklärt, dass die Schwester ihr Studium noch nicht beendet hat und es verheiratet auch nicht beenden kann und sie sich somit ihr eigenes Leben verbaut hat. Für uns unvorstellbar, hier in Nepal noch harte Realität.

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Aufgrund unsere Verspätung wollen wir möglichst viel Zeit rausholen, denn hier so weit unten können wir noch ohne Probleme viele Kilometer am Tag gehen. Allerdings ist es schwierigeres Gelände verbunden mit sehr vielen Höhenmetern jeden Tag und ein noch sehr warmes Klima, an das wir nicht gewöhnt sind. Da wir drei nicht gleich fit sind und vor allem einer kaum Trekkingerfahrung hat, wollten wir ursprünglich genau diesen Abschnitt vermeiden.

Paradoxerweise wird das Gehen selbst nach Lukla in der Höhe viel leichter – der Weg ist viel besser ausgebaut, man muss längst nicht so viele Höhenmeter am Tag zurücklegen und verbringt mehr Zeit zum Akklimatisieren ohne schweren Trekkingrucksack. Die langen Wandertage sollten allerdings nicht die beste Entscheidung sein…

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Tag 2: Von Jubing bis zu einem Teahouse vor Surke

Heute trennen wir uns immer mal wieder. Da Chris eh nicht der Frühstücker ist und etwas langsamer wandert als wir, startet er schon um 6h30, als wir erstmal frühstücken – lecker Pancakes mit Honig!  Dann aber los, viele Höhenmeter warten auch heute wieder auf uns! Es geht stetig bergan, viele Stufen und schon nach kurzer Zeit bin ich komplett schweißgebadet. Zum Glück laufen wir noch im Schatten. Es wird immer steiler und anstrengender und der Rucksack wiegt schwer auf den Schultern. Dann endlich sehen wir die Gompa und das wunderschön bunte Tor und nach etwas mehr schwitzen sind wir dort angekommen und setzen erstmal den Rucksack ab. Ein Mönchkind möchte gerne mit uns posieren und so machen wir ein tolles Erinnerungsfoto bevor es weitergeht.

Zunächst leicht bergab bis nach Karikola und dann weiter bis zum Fluss abwärts. Und dann natürlich wieder hoch! Hier ist Nepal noch recht ursprünglich und wir bekommen ein wenig vom Leben der Einwohner hier mit. Wohin wir schauen wird in Terassenwirtschaft angebaut, Schulkinder laufen uns über den Weg und ab und an wird sogar ein Möbelstück oder ein Riesenwasserfass von einem Sherpa getragen.

Kurz vor Bupsa holen wir schweißgebadet Chris ein und fallen auf die Stühle des ersten Teahouse. Nach einem Liter Wasser und einem leckeren Massala Tee fühle ich mich wiederhergestellt. Aber es ist ja noch nicht vorbei! Weiter geht es hinauf, der höchste Punkt heute ist auf 2900 Meter und wir sind erst auf 2300m. Eine kleine Tortur mit den Rucksäcken!

Über Karte geht es dann zum Kari La Pass, wo wir das Glück haben ein nepalesisches Teahouse zum Mittagessen zu finden, dass noch nicht ganz auf Touristen ausgelegt ist. Es gibt ein leckeres Reisgericht für uns drei und wir erholen uns ein wenig vom Aufstieg.

Es zieht sich zu und regnet jetzt auch immer wieder, aber erstmal gibt es einen buten Regenbogen für uns! Der nächste Abschnitt ist ein wunderschöner verwunschener Weg am Berghang mit riesigen Felsen, nicht einfach zu gehen und nochmal anstrengend. Immer wieder machen wir Platz für Transport-Esel, die neben den Sherpas als Lastentiere genutzt werden.

Kurz vor dem schönen Ort Puyia wird der Weg wieder einfach und gut ausgebaut.  Inzwischen hat uns Chris vorausgeschickt um schon mal einen schönen Schlafplatz zu organisieren, er fühlt sich nicht so gut und will lieber in Ruhe nachkommen. Es fängt an zu regnen und wir sind ko, das nächste schöne Teahouse soll unsers sein. Wir haben Glück und kommen zu einer ganz neuen Lodge, mit sauberen Zimmern und sogar einer warmen Dusche! Ich gehe noch einmal los um Chris abzuholen, damit er nicht alleine laufen muss und unser Teahouse auch findet.

Tag 3: Teahouse vor Surke bis nach Phakding

Wir frühstücken lecker mit frischer Banane, Pancakes und Porridge. Chris fühlt sich besser und so ziehen wir gegen 7.30h los. Wir haben über unsere Lodge einen Träger organisiert, der den Rucksack von Chris trägt und hoffen, dass es trotz Krankheit für ihn machbar ist etwas weiter zu laufen. Hierbleiben wollen wir nicht, die Sonne scheint wieder rauszukommen und so ziehen wir los. Der Abstieg nach Surke zieht sich auf schlammigen Pfad und glitschigen Steinen. Für erfahrene Wanderer kein Problem aber für Chris als Wanderanfänger eine Herausforderung, da er sich inzwischen auch noch erkältet hat.

Irgendwann sind wir unten im kleinen Ort und trinken einen Tee bevor es an den nächsten Aufstieg geht. Unglaublich wieviel wir in den letzten Tagen auf und abgegangen sind. Aber jetzt ist der Weg deutlich einfacher zu gehen und kleine Anstiege wechseln sich mit flachen Partien ab. Wir passieren den Abzweig nach Lukla und kommen gegen 12h in Cheplung an, wo wir in einer schönen Lodge zu Mittag essen. Auf einmal strömt eine Gruppe von 14 Spaniern ins Restaurant, während draußen die Menschenmassen vorbeiziehen. Scheint ein Flugzeug aus Kathmandu ist im nahe gelegenen Lukla gelandet heute früh. Wir müssen uns jetzt wohl an die vielen Trekker und Gruppen gewöhnen, die ab jetzt mit uns unterwegs sind. Zusammen mit den Eseln und Maultieren und den Trägern wird der Weg jetzt erstmal recht voll werden!

Für uns geht es gemächlich noch ein wenig weiter und wir nehmen alle Stupas, Gebetsmühlen und andere Glücksbringer mit. Dreimal drehen für ganz viel Glück für unsere Tour und vor allem Gesundheit. Gegen 15h erreichen wir Phadking und beenden dort unseren heutigen Wandertag. Chris braucht weiterhin Ruhe und auch uns kann ein wenig Erholung nicht schaden. Unser Nachmittag wird also dösend und lesend im Greenvillage Guesthouse verbracht. In Phakding reiht sich eine Unterkunft an die nächste, die Wahl haben wir daher unserem Träger überlassen, der mal wieder überall Bekannte hat.

Tag 4: Phakding bis Namche Bazar

French Toast mit Honig zum Frühstück – manchmal ist es fast surreal, was einem hier alles zu Essen geboten wird aber irgendwie gewöhnt man sich auch sehr schnell an die immer gleiche, immer touristisch angepasste Auswahl an Speisen. So zweifelhaft gestärkt mit leckeren Kohlenhydraten geht es morgens los.

Der Weg könnte nicht eindeutiger sein, „Way to Namche“ ist immer wieder ausgeschrieben und Abzweigungen gibt es eh kaum Wir haben außerdem heute noch einmal unseren Träger dabei, der sich ohnehin gut auskennt.

Heute ist der Tag der Hängebrücken! Wir queren kurz nach Phakding auf einer ersten Hängebrücke den Fluss Dudh Koshi und folgen ihm dann weiter bergan. Vorbei an einem kleinen Ort mit dem tollen Namen Toc Toc geht es dann auf Hängebrücke Nummer zwei wieder zurück auf die andere Flussseite nach Monjo auf 2855m Höhe und dann zum Sagarmatha Nationalpark Eingang.

Hier stoppen wir, um den Eintritt in den Nationalpark zu bezahlen. 2000 Rupien pro Person (gut 15€) müssen wir berappen plus für unseren Träger einen lächerlichen Beitrag von circa 0,20€. Die Papiere müssen gut aufgehoben werden und immer mal wieder vorgezeigt werden! Die Übersicht über die Anzahl der Besucher seit 1998 zeigt das stetige und wahnsinnige Wachstum der monatlichen Besucherzahlen hier im Everestgebiet. Waren es 1998 noch 20 014 Touristen, wurden 2017 insgesamt 50 388 (!) gezählt. Tendenz weiterhin steigend in 2018.

Dann noch ein Foto vor dem bunten Eingangstor und wir sind im „beyul Khumbu“, dem heiligen Tal der Sherpas heute als touristisches Ziel, Nationalpark und World Heritage Site immer mehr ausgeschlachtet.

Später gibt es noch unser Trekking Permit zu kaufen. Seit diesem Jahr muss man im Everest Gebiet nicht mehr das TIMS in Kathmandu besorgen, sondern kann einfach vor Ort auf dem Weg eine Art Trekking Permit erwerben für 3390 Nepalesische Rupien. Das erspart zum Glück einiges an Zeit!

Jetzt geht es erstmal ein paar Treppen bergab und dann über die Hängebrücke Nummer drei nach Jorsale. Hier machen wir erstmal unsere Mittagspause – es ist der letzte Ort mit Teahouses vor Namche Bazar! – bevor wir den Aufstieg nach Namche Bazar wagen.

Bereits von der Brücke haben wir den Berg erspäht auf dem Namche Bazar liegt, gewaltig türmt er sich vor auf und es verspricht steil zu werden! Gut gestärkt wandern wir also los, über Hängebrücke Nummer vier Mal wieder auf die andere Seite und dann immer am Fluss entlang durch die immer schöner werdende Landschaft. Erst hier fühle ich mich zum ersten Mal so richtig angekommen in Nepal und seiner Bergwelt und berührt von der Schönheit der Berge.

Die Sonne kommt heraus und wir erspähen die berühmte letzte Brücke für heute, die sich hoch über der früheren, niedrigeren Brücke erhebt. Erst einmal also auf dieser Seite bergan schnaufen, bis wir endlich am Fuße der Brücke stehen. Eben noch sind ein paar Yaks hier herübergescheucht worden, Zweifel, ob die Brücke auch uns trägt haben wir also erstmal nicht! Der Blick ist wirklich gigantisch und wir sind glücklich über das tolle Wetter und die atemberaubenden Blicke.

Danach beginnt dann der zähe Teil des Aufstiegs. Zunächst etwas entnervt davon, hinter den Yaks herzulaufen ohne überholen zu können (NIEMALS auf der Talseite ein Yak überholen, immer an der Hangseite bleiben!), bin ich mit der Zeit froh darüber, dass die Yaks mir ein ruhiges Tempo vorgeben mit dem ich langsam den Berg hinaufschleichen kann. Der Weg schlängelt sich in Serpentinen durch den Wald und mal wieder merken wir, wie voll und touristisch hier alles ist.

Ein Rastplatz nach dem steilsten Abschnitt soll auch einen ersten Everest Viewpoint haben, aber es sind zu viele Wolken da. Dann aber weiter, die ersten Teahouses kommen in Sicht, aber es sind noch unzählige Treppenstufen mehr, die wir hinaufschnaufen. Es kommt immer weniger Sauerstoff in meinen Lungen an und ich spüre die Höhe bereits deutlich. Namche Bazar liegt auf circa 3440m Höhe (je nachdem wo man sich befindet, der Ort ist terassenförmig aufgebaut) und ein Akklimatisierungstag hier absolut notwendig.

Das erste von unserem Träger empfohlene Hotel ist ausgebucht, daher machen wir uns auf die Suche nach einem weiteren und werden von der Fülle der Teahouses erschlagen. Letztendlich kommen wir in der Namaste Lodge unter, die sogar ein schönes Einzelzimmer für Peggy haben. Dann muss ich mich erstmal waschen, außerdem noch meine Unterhosen und Socken, da wir hier ja zum ersten mal zwei Nächte bleiben, muss ich das ausnutzen um alles trocknen zu lassen.

Dann geht es aber noch einmal hinauf zum kleinen Everest Viewpoint nur gut 100m weiter oben. Für die Akklimatisierung sicherlich trotzdem gut und außerdem ist es ja noch recht früh. Es zieht auf einmal zu und als wie oben sind, sehen wir zwar kaum noch was außer Wolken, aber erfahren viel Interessantes über die Everest Besteigungen im kleinen Museum. Dem Sherpa Tenzing Norgay ist hier außerdem eine große rote Skulptur gewidmet.

Als uns kalt wird steigen wir wieder hinab und machen uns auf in die deutsche Bäckerei, der Hermann Helmers Bäckerei. Es gibt dort tatsächlich fantastischen Kuchen und Latte Macchiato wie zu Hause. Es kostet auch nur das gleiche wie zu Hause, obwohl es ja alles unter schwierigsten Bedingungen hergeschafft und hergestellt wurde. Für Nepalesen und im Vergleich zu anderen Speisen ist es natürlich vergleichsweise sehr teuer!

Tag 5: Ausflug von Namche Bazar zum Everest View Hotel, Khumjung und Kunde.

Der Blick aus dem Fenster morgens ist gigantisch. Die Wolken haben sich verzogen und geben erstmal den Blick auf die Berge um Namche Bazar frei! Und so muss ich aufstehen und raus, die Bergwelt entdecken! Chris bleibt heute in Namche Bazar um sich zu erholen.

Mit Peggy erklimme ich also die Stufen Richtung Everest View Hotel. Das Spiel von Licht und Schatten ist beeindruckend, die Sonne erhellt nach und nach die Landschaft und dringt irgendwann auch endlich zu uns vor. Trotz des steilen Aufstiegs auf den Treppen ist es ohne Sonne recht kalt, vor allem an den Händen und Füßen. Namche Bazar liegt unheimlich beeindruckend auf einem Hügel aber gleichzeitig auch selbst in einem runden Kessel, wo die Häuser terrassenförmig gebaut wurden. Unvergleichlich und nur zu Fuß oder mit dem Hubschrauber zu erreichen!

Dann ist der steile Aufstieg vorbei und wir haben den ersten Blick auf den Mount Everest! Wow! Noch so weit weg und klein aber es kribbelt vor Aufregung in mir. Endlich! Majestätisch thront die Ama Dablan vor dem Everest, sie wird uns die nächsten Tage begleiten und mich immer aufs neue beeindrucken.

Weiter dem Pfad am Hang folgend kommen wir langsam dem Everest View Hotel näher, das uns vor allem mit seiner tollen Aussicht abseits des Hotelgeländes lockt! Wir sind zum Glück früh unterwegs und so können wir ungestört den Blick genießen und unzählige Fotos machen! In der Ferne können wir den Weg der nächsten Tage erahnen.

Dann weiter in den kleinen beschaulichen Ort Khumjung. Im Gegensatz zu Namche Bazar wirkt das Leben hier noch sehr beschaulich, mühevoll wird Landwirtschaft betrieben, es gibt ein Kloster und natürlich Souvenirläden und Bäckereien. Da wir ja nicht wissen, wann wir das nächste Mal überhaupt wieder guten Kaffee trinken können, gönnen wir uns hier noch einmal ein tolle verzierten Cappuccino und Chocolate Danish. Lecker!

(Und natürlich gab es auf dem Everest Trek danach aber noch fast jeden Tag ähnliche Möglichkeiten und Bäckereien, das hätte ich tatsächlich nicht für möglich gehalten vorher!).

Dann aber weiter ins nächste Örtchen Khunde, wo wir Wasser auffüllen bevor es einfach auf den nächsten Berg raufgeht. Der Gipfel bleibt aus, in Ermangelung eines Weges, immer dichter werdenden Gestrüpps und zuziehender Wolken aber wir sind hier ein paar hundert Höhenmeter über Namche Bazar und akklimatisieren uns trotzdem wunderbar!

Dann wieder bergab nach Khunde, wo in mühevoller Handarbeit noch Steine geklopft werden, um die Wege wieder herzustellen. Über einen kleinen Pass geht es vorbei am Hubschrauberlandeplatz hoch über Namche Bazar. Hier herrscht emsiges Treiben von Trägern, die teilweise zwei riesige Gasflaschen tragen können. Selbst Yaks tragen maximal zwei! Der Blick über Namche Bazar ist von der anderen Seite ebenso beeindruckend und als wir absteigen sind wir mehr als froh, nicht über diesen Weg aufgestiegen zu sein. Unzählige steile Treppenstufen führen hinab in den Ort, ein nicht endend wollender Abstieg!

Recht früh sind wir letztendlich wieder in Namche Bazar und landen recht zufällig gegen 15h30 in einem Restaurant zum Essen, als wir erfahren, dass hier um 16h immer Kino ist. Und so kommen wir in den Genuss von Pizza und einem Film über die Sherpas am Mount Everest. Was für ein Leben man hier als Touri doch haben kann!

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Was uns als nächstes erwartet erfährst du im nächsten Bericht, von Namche Bazar zum Kala Patthar. Der dritte Teil berichtet über die Wanderung vom Kala Patthar über den Cho La Pass nach Gokyo und zurück nach Lukla.

Falls du noch überlegst, lieber den Annapurna Circuit zu machen, haben wir auch Blogartikel zum Annapurna Circuit Trek und zum Annapurna Base Camp geschrieben.

Steht der Everest Trek auch auf deiner Bucket List? Hast du Fragen zum Everest Gebiet? Melde dich gerne in den Kommentaren.

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